Warum kann Schlaf das Leben verlängern?
Guter Schlaf ist entscheidend für die körperliche und geistige Gesundheit. Er fördert die Regeneration des Körpers, unterstützt das Immunsystem und hilft bei der Zellreparatur. Schlaf hat auch Einfluss auf die Hormonregulation, Entzündungsprozesse im Körper und den Stoffwechsel. Wir haben es also mit einer Art Lebenselixier zu tun. Studien zeigen, dass Schlafmangel mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen, wie Herzkrankheiten, Diabetes und hohem Blutdruck, verbunden ist. Ein längerer Schlaf sorgt dafür, dass der Körper besser regenerieren kann, und das wirkt sich positiv auf die Lebenserwartung aus – laut einer Harvard-Studie um bis zu 4,7 Jahre1
Warum wird Schlaf bei der Diskussion um Longevity oft übersehen?
Schlaf wird oft unterschätzt, da viele Menschen Ernährung und Bewegung als die Hauptfaktoren für Gesundheit und Lebensverlängerung sehen. Schlaf ist jedoch ebenso wichtig, da er die Grundlage für körperliche Regeneration und geistige Erholung bietet. Vielleicht hat es damit zu tun, dass Schlaf als „langweilig“ angesehen wird. Dabei ist er ein wahres Lebenselixier und kann richtig Spaß machen.
Was zeichnet guten Schlaf aus?
Guter Schlaf bedeutet, ausreichend tief und erholsam zu schlafen. Das heißt, man sollte genügend Zeit im REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) und im Tiefschlaf verbringen, da diese Phasen besonders wichtig für die körperliche und geistige Erholung sind. Der REM-Schlaf wird auch Traumschlaf genannt, weil wir dabei besonders häufig und lebhaft träumen. Diese Träume helfen uns dabei, Emotionen und Erlebnisse des Tages zu verarbeiten und ins Langzeitgedächtnis zu überführen. Dabei entstehen durchaus kreative Lösungsansätze. Daher kommt auch der Spruch „Schlaf mal eine Nacht drüber“..
Welche Wirkung hat Schlaf auf das Gehirn und unsere kognitiven Fähigkeiten?
Während des Schlafs konsolidiert das Gehirn die neu gelernten Informationen und bereitet sich auf neue Herausforderungen vor. So fördert Schlaf die kognitiven Funktionen, wie Problemlösungsfähigkeiten, Konzentration, Lernen und Gedächtnis. Wer gut schläft, verbessert die Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten und abzurufen, was das Lernen effizienter macht. Kinder zum Beispiel, bei denen sich das Gehirn noch viel entwickelt, haben lange REM-Schlaf-Phasen – das sind Traumschlafphasen, die unsere Synapsen in Schwung bringen und das Gehirn reifen lassen. Unser Gehirn erinnert sich ja fortwährend, es passt sich ständig an, und dafür ist guter Schlaf mit genügend Traumschlafphasen sehr wichtig. Zudem findet im Schlaf eine Reinigung des Gehirns von Stoffwechselabfallprodukten statt, was zur Prävention von neurodegenerativen Erkrankungen beitragen kann.
Sie sagen, dass Schlaf auch schön und schlank macht – wie ist das zu erklären?
Schlaf hat Auswirkungen auf den Hormonhaushalt, insbesondere auf Hormone wie Ghrelin (das Hungergefühl fördert) und Leptin (das das Sättigungsgefühl steuert). Bei Schlafmangel steigt das Ghrelin-Niveau und das Leptin sinkt, was zu einem erhöhten Hungergefühl und möglicherweise zu Gewichtszunahme führt. Zudem fördert Schlaf die Regeneration von Hautzellen und die Produktion von Wachstumshormonen, die für die Hautgesundheit wichtig sind.
Kann Schlaf gelernt werden?
Schlafgewohnheiten können sehr gut erlernt und verbessert werden. Es gibt viele Methoden, um den Schlaf zu fördern, wie eine regelmäßige Schlafenszeit, das Schaffen eines ruhigen Schlafumfelds und das Vermeiden von Stimulanzien (wie Koffein) vor dem Schlafengehen. Bei anhaltenden Schlafproblemen sollte man zu allererst mit seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin sprechen.
Man hört heutzutage viel von digitalen Therapien oder DiGAs zur Behandlung von Schlafstörungen– was halten Sie davon?
Ich selbst greife in der Therapie auch auf digitale Gesundheitsanwendungen oder kurz DiGA zurück. Denn häufig liegt der Schlüssel zum guten Schlaf im Patienten selbst. Auf diesem Prinzip bauen DiGA auf. Sie vermitteln etablierte Techniken der sogenannten kognitiven Verhaltenstherapie, wodurch jeder selbst auf seinen Schlaf positiven Einfluss nehmen kann. Man kann also mit DiGA den Patienten wirksame Werkzeuge für zu Hause an die Hand geben, und das ohne Wartezeiten. Das hilft, um Selbstvertrauen in den eigenen Körper wieder aufzubauen. Und das ist das Schöne bei den DiGA.