PhilipsEin Expertenteam fordert im Krankenhaus Rating Report 2015 eine Bad Bank für Krankenhäuser. Grund hierfür ist die Erkenntnis, dass sich die Insolvenzwahrscheinlichkeit deutscher Krankenhäuser im Jahr 2013 zum vierten Mal in Folge verschlechtert hat. Dazu kämpft die deutsche Krankenhauslandschaft weiterhin mit strukturellen Problemen: Jedes sechste Krankenhaus ist von der Insolvenz bedroht, jedes dritte schreibt rote Zahlen und fast jedes zweite Haus kann nicht ausreichend investieren. "Wir konnten einen Investitionsstau von mindestens 12 Milliarden Euro identifizieren. Dieses Geld fehlt den Klinken, um den Patienten eine optimale Versorgung durch modernste Technologie und die besten Ärzte zu gewähren", sagt Dr. med. Sebastian Krolop, Partner und Vice President Philips Healthcare EMEA (Europe, Middle East und Africa) und Autor der Studie, welche gemeinsam vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), der Philips GmbH, der hcb GmbH und der Stiftung Münch erstellt wurde.

Vergleich von Ost/West-Deutschland und Bundesländern

  • Westdeutsche Krankenhausstruktur muss von Ostdeutschland lernen: In den ostdeutschen Bundesländern war die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser 2013 wie in den Vorjahren am besten
  • Jede dritte westdeutsche Klinik (35,6 Prozent) in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft hat eine stark erhöhte Insolvenzwahrscheinlichkeit – in Ostdeutschland hingegen nur 1,7 Prozent der öffentlich-rechtlichen Kliniken
  • Die kommunalen Kliniken in Ostdeutschland schneiden mit 1,7 Prozent stark erhöhter Insolvenzwahrscheinlichkeit besser ab als der durchschnittliche private Träger in Deutschland (5,1 Prozent)
  • Fast 90 Prozent der Ostdeutschen Kliniken sind wirtschaftlich erfolgreich, hingegen schreiben fast 50 Prozent der Krankenhäuser in Baden-Württemberg rote Zahlen (bezogen auf alle Träger)
  • In Niedersachsen/Bremen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen sind in vielen Regionen die Krankenhausstrukturen ungünstig, es gibt zu viele kleine Einheiten, eine zu hohe Krankenhausdichte und zu wenig Spezialisierung
  • Harte und konsequente Strukturanpassungen in Ostdeutschland in den 90er Jahren tragen heute ihre Früchte – Krankenhausstruktur in Westdeutschland benötigt Hilfe einer Bad Bank für ebensolche Anpassung

Kaum Marktaustritte im Krankenhaussektor
Im Krankenhaussektor finden nur wenige Marktaustritte statt, obwohl dadurch die Versorgungssicherheit in kaum einer Region gefährdet würde. Um Marktaustritte besser bewerkstelligen zu können, schlagen die Autoren der Studie vor, den vom Gesetzgeber geplanten Strukturfonds zu einer Art Bad Bank für Krankenhäuser weiter zu entwickeln. Dieser "aktive Strukturfonds" würde Krankenhäuser zur Abwicklung aufnehmen, wenn für den Träger weder eine Sanierung noch ein Verkauf in Frage kommt und der Standort nicht aus Versorgungsgründen aufrechterhalten werden muss. Sebastian Krolop sagt dazu: "Patienten wollen gerne in das Krankenhaus um die Ecke. Insbesondere bei Notfällen wie Herz-, Hirninfarkt oder einem schweren Unfall ist aber nicht der Anfahrtsweg für die optimale Versorgung der Patienten entscheidend, sondern die ärztliche und technologische Expertise des Krankenhauses." Eine behandelnde Klink sollte das diagnostizierte Krankheitsbild oft therapieren, die erforderliche Infrastruktur für eine Behandlung nach anerkannten Standards besitzen und nicht wegen drohender Insolvenz an gutem Personal und Medizintechnik sparen müssen. "Patienten haben ein Recht darauf, optimal versorgt zu werden", sagt Sebastian Krolop und fordert: "Wir müssen die Versorgungssicherheit ausbauen, indem wir bundesweit einheitliche Mindestanforderungen an die Erreichbarkeit und die Qualität der Krankenhäuser, sowie an die Notfallversorgung formulieren."

Im Fall der Notwendigkeit würde der aktive Strukturfonds den Marktaustritt einer Klinik begleiten. Er sollte die Kosten für den Abriss oder die Umwidmung der Immobilie tragen, sowie die Aufstellung eines Sozialplans. Nach Berechnungen der Autoren würde der Fonds eine Ausstattung von 2,7 Milliarden Euro benötigen, sollte aus Bundesmitteln gespeist werden und unabhängig von den Ländern agieren können.

Demographischer Wandel erfordert deutlich effizienteres Gesundheitswesen
Insbesondere nach dem Jahr 2020 wird sich nach Einschätzung der Autoren der demographische Wandel verstärkt im Gesundheitswesen bemerkbar machen. Mehr Alte und weniger Junge werden nicht nur die sozialen Sicherungssysteme finanziell überfordern, sondern auch das Krankenhauspersonal - wie Ärzte - knapper und teurer machen. Effizienzverbesse­rungen des nötigen Ausmaßes scheinen nur auf der Ebene regionaler oder nationaler und integrierter Verbünde erzielbar. Dabei geht es nicht nur um Kostensenkungen, sondern insbesondere auch um eine verbesserte medizinische Versorgungs­qualität und ein besseres Patienten-Management. "Die Digitalisierung der Medizin wird bei der Transformierung des Gesundheitswesens den entscheidenden Ansatz spielen. Voraussetzungen hierfür sind die elektronische Patientenakte, eine offene Telematikinfrastruktur und insbesondere eine sektorenübergreifende und patientenorientiere Medizin", so Sebastian Krolop.

Zu diesen und vielen weiteren Ergebnissen kommt die elfte Ausgabe des "Krankenhaus Rating Report 2015: 'Bad Bank' für Krankenhäuser?", der im Rahmen des "Hauptstadtkongress 2015 - Medizin und Gesundheit" in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Er wurde gemeinsam von der Philips GmbH, dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb) und der Stiftung Münch erstellt.

Die Studie kann beim Verlag medhochzwei (www.medhochzwei-verlag.de) bestellt werden (ISBN 978-3-86216-185-0).

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